Im Blickfeld: Der Rudersport in M-V

Zwischen Olympia 2012 und den Welt-Titelkämpfen 2015

MV und Rudern – das ist schon eine Erfolgsgeschichte. So war der gebürtige Usedomer Ruderer Bernhard von Gaza der erste Athlet, der für die heutige Region Mecklenburg und Vorpommern, eine Platzierung unter den besten Drei erreichen konnte. Das „passierte“ vor 107 Jahren – bei den vierten Olympischen Spielen der Neuzeit, 1908 in London.
Vorn oft dabei

Danach gehörten Mecklenburger und Vorpommern, ganz gleich ob sie Mitglied eines MV-Rudervereines waren, zeitweise in M-V ruderten oder „nur“ in MV geboren wurden, regelmäßig oder in regelmäßigen Abständen zu den Medaillengewinnern und hervorragend Platzierten bei olympischen Ruder-Regatten.

Die letzte olympische Ruder-Medaille für eine Athletin „mit MV-Background“ eroberte die gebürtige Warenerin Katrin Rutschow-Stomporowski mit Gold im Einer 2004 in Athen. 2008 in Peking schrammten Marie-Louise Dräger und Felix Drahotta knapp an einer Medaille vorbei. In London 2012 sollte sich das ändern, da zudem Hans Sennewald 1992 die letzte olympische Medaille für einen Ruder-Verein in M-V mit Bronze im Achter erkämpfte.

2012 leider keine Medaille

Eine rudersportliche Olympia-Medaille sollte eigentlich 2012 her … Wie bekannt, wurde daraus leider nichts. Ist so etwas Anlass zu Missmut?

Nein. Keineswegs. Ja, es reiften wahrlich nicht alle Blütenträume für das MV-Rudern bei Olympia 2012. Die gebürtige Rostockerin Marlene Sinnig, die ja jahrelang auch für Rostock aktiv war, wurde gute Sechste. Für Stephan Krüger und Felix Drahotta erfüllten sich seinerzeit die Medaillen-Hoffnungen nicht – Menschen sind eben keine Maschinen und das beide erfolgreich rudern können, haben sie seit Jahren hinreichend unter Beweis gestellt. Die Konkurrenz im Rudersport ist mittlerweile knallhart, da entscheidet mitunter eine suboptimale Tagesform oder das berühmte Quäntchen Glück über Sieg und Niederlage…

Marie-Louise Dräger bewies ihre Kämpferinnen-Qualitäten in Eton, in dem für sie ungewohnten „schweren“ Einer – die jungen Rostocker Achter-Mädel konnten zumindest bei Olympia 2012 hilfreiche Erfahrungen sammeln…

Und: Wie lief es nun drei Jahre „danach“, bei den WM 2015?!

Bei den 45.Weltmeisterschaften im Rudersport in Aiguebelette, an denen 1300 Athletinnen und Athleten aus 77 Ländern teilnahmen, dominierten vor allem die Britinnen und Briten.

Großbritannien wurde mit fünfmal Gold, neunmal Silber, einmal Bronze die erfolgreichste Nation vor Neuseeland mit fünfmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze, Deutschland mit dreimal Gold, viermal Silber, zweimal Bronze, Australien mit dreimal Gold, zweimal Silber und den USA mit dreimal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze. Gastgeber Frankreich präsentierte sich ebenfalls stark und schaffte jeweils zweimal Gold, Silber und Bronze.

78 Medaillen, darunter 26 x Gold, waren – kompakt betrachtet – in Aiguebelette zu vergeben, denn es gab 13 Entscheidungen für die Herren, neun Entscheidungen für die Damen und vier Entscheidungen im Para-Rudern.

Europa „sammelte“ dabei am fleißigsten Medaillen. 51 Plaketten sicherten sich die europäischen Ruderinnen und Ruderer, was einem Medaillen-Anteil von mehr als 65 Prozent entspricht. 14 von 26 Weltmeister-Titeln blieben dazu auf dem „alten Kontinent“ – das wiederum entspricht einem Anteil von fast 54 Prozent.

Die restlichen WM-Medaillen gingen nach Australien/Ozeanien (14), Nordamerika (9), Asien (3) und Afrika (eine). Bei den WM-Titeln holten Australien/Ozeanien acht erste Plätze, Nordamerika drei und Asien einen.

Siegreich waren in Aiguebelette unter anderem im Herren-Einer der Tscheche Ondrej Synek, im Frauen-Einer die Australierin Kim Crow, im Doppelzweier der Herren Martin bzw. Valent Sinkovic aus Kroatien, im leichten Herren-Einer Adam Ling (Neuseeland), im leichten Damen-Einer Zoe McBride (ebenfalls aus Neuseeland), im Frauen-Achter das ERfolgsteam der letzten Jahre, die USA, im Zweier ohne der Herren Eric Murray/Hamish Bond (Neuseeland) und im leichten Damen-Doppelzweier Sophie Mackenzie/Julia Edward (Neuseeland).

Die M-V-Bilanz bei den WM 2015

Aus M-V-Sicht waren zwei Medaillen zu verzeichnen – allerdings beide im Herren-Achter. Der gebürtige Rostocker Hannes Ocik, für die Schweriner Rudergesellschaft startend, und der gebürtige Bad Doberaner Felix Drahotta (jetzt Leverkusen) erkämpften Silber im Deutschland-Achter, der nur ganz knapp vom britischen Achter distanziert wurde. Marie-Louise Dräger (Rostock) schaffte hingegen mit ihrer Bootskollegin Fini Sturm im leichten Doppelzweier der Frauen einen guten sechsten Platz.

Der Rostocker Stephan Krüger „schrammte“ mit seinem Bootskollegen Marcel Hacker noch knapper am Edelmetall „vorbei“… Am Ende wurde es ein vierter Platz im Herren-Doppelzweier. Der deutsche Frauen-Achter (mit der Rostockerin Julia Wärmer) bleibt hingegen das rudersportliche „Sorgenkind“ des Deutschen Ruderverbandes. In Aiguebelette wurde es nur der zehnte und letzte Platz.

Aber: M-V -Ruderinnen und -Ruderer sind zehn Monate vor Olympia 2016 in Rio wieder an und in der Weltspitze. Es gibt Anlass zu Optimismus!

Marko Michels

Foto/Michels: Rostocks Erfolgs-Ruderin Marie Louise Dräger.