Nächste Ballsport-WM in Sicht

Eine „ballsportive“ Randsportart vorgestellt

Zurzeit läuft noch die Rugby-WM in England, wobei die letzten europäischen Teams sämtlich im Viertelfinale ausgeschieden sind und „Übersee“ im Halbfinale unter sich bleibt. So bestreiten Neuseeland bzw. Südafrika und Australien bzw. Argentinien die Halbfinals, bevor dann am 31.Oktober der neue Weltmeister im Endspiel ermittelt wird.

Vom Rugby zum Korfball

Aber auch das nächste ballsportliche Groß-Ereignis steht bevor: Vom 29.Oktober bis 8.November findet die Weltmeisterschaft im Korfball in Belgien, in den dortigen Städten Antwerpen, Ghent und Tielen, mit deutscher Beteiligung statt.

Für Deutschland spielen dann Anna Orth (SG Pegasus), Johanna Gnutt (Schweriner KC), Jana Kierdorf (TuS Schildgen), Carolin Rudolph (TuS Schildgen), Katharina Holtkotte (KV Adler Rauxel), Anna Schulte, Karen Fuchs, Ina Heinzel, Pascal Demuth (alle Schweriner KC), Fabian Kloes (SG Pegasus), Stefan Eckloff (TuS Schildgen), Timon Orth (SG Pegasus), Martin Schafföner (TuS Schildgen), Steffen Heppekausen (TuS Schildgen), Sven Müller (Nic-Alfa Coll/Niederlande) und Dominic Düring (SG Pegasus).

In der Vorrunde gegen Niederlande, Tschechien und Ungarn

Das deutsche Team hat es in der Vorrunden-Gruppe B mit den Niederlanden, Tschechien sowie Ungarn zu tun. In der Gruppe A trifft Gastgeber Belgien auf Australien, Russland und Brasilien. Katalonien, Taiwan, Hongkong und Polen kämpfen in der Gruppe C um den Einzug in die nächste Runde. Und in Gruppe D wird es zwischen England, Portugal, China und Südafrika spannend.

Favorit Niederlande

Die Niederlande sind jedoch, wie gewohnt, die großen Favoriten auf den Titel, denn bei den bisherigen neun Weltmeisterschaften im Korfball gewannen die Niederländerinnen und Niederländer den Titel achtmal. Nur Belgien gelang es 1991 im eigenen Land, die niederländische Siegesserie zu unterbrechen.
Seit 1978 werden mittlerweile Korfball-WM ausgetragen und stets hieß das Endspiel Niederlande gegen Belgien, mit „Oranje“ als Dauer-Champion. Nur die Bronzemedaillen gingen an den „Rest der Welt“, so an Deutschland (2 x Bronze 1978 und 1984), Großbritannien (2 x Bronze), Taiwan (2 x Bronze), Tschechien (2 x Bronze) und Portugal (1 x Bronze).

Die bisherigen WM-Ausrichter waren die Niederlande (1978, 1987, 2003), Belgien (1984, 1991, 2015), Indien (1995), Australien (1999), Tschechien (2007) und China (2011).

Die Wurzeln der Sportart Korfball

Tja, im Fußball wurden die Niederländer noch nie Weltmeister, zwar standen sie einige Male dicht davor, aber nie wurde etwas draus. Und was macht man, wenn es bei einer Sportart mit dem Ball nicht so klappt? Klar! Man gründet selbst eine neue, dachte sich wohl auch Nico Broekhuysen, der maßgeblich zur Verbreitung des Korfballspieles Anfang des 20.Jahrhunderts beitrug. Seit 1903 gibt es in den Niederlanden sogar einen eigenen Korfball-Verband. Und die Niederländer „infizierten“ mit ihrer Korfball-Begeisterung auch Belgien und einige Regionen in Deutschland.

Fast im olympischen Programm

Korfball war sogar (fast) schon im olympischen Programm. Bei den Olympischen Spielen in Antwerpen 1920 und bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam gehörte es zu den Demonstrationssportarten. Eine Aufnahme von Korfball in das olympische Programm war immer einmal wieder ein Thema, es gibt sogar „Pläne“ dieses 2028 zu tun, aber es fehlt der rechte (Korfball-)Glaube daran. Dazu werden die „neuen Fun-Sportarten“ von ökonomischer Seite ganz einfach zu stark promotet.

Zumindest im Programm der „World Games“, der Weltspiele in den nicht-olympischen Sportarten, ist Korfball. Die letzten Turniere bei den World Games 2005 in Duisburg, 2009 in Kaohsiung und 2013 in Cali hatten dabei folgende Ergebnisse: 2005: 1.Niederlande 2.Belgien 3.Tschechien / 2009: 1.Niederlande 2.Belgien 3.Taiwan / 2013: 1.Niederlande 2.Belgien 3.Taiwan. Auch bei den „World Games“ gibt es anscheinend kein Vorbeikommen am niederländischen Team. Die Niederlande sind eben die Weltmacht im Korfball.

Das Besondere am Korfball

Aber was ist das Besondere, das Beeindruckende am Korfball?! Warum sind die Niederlande so stark?!

Dort, in den Niederlanden, gibt es circa 100000 aktive Korfballerinnen und Korfballer, dazu einen eigenen Verband, der zu den Top-Verbänden in den Niederlanden gehört. Somit fließen auch die Fördergelder. Außerdem ist gibt es eine wöchentliche Berichterstattung im Fernsehen, das ermöglicht natürlich auch Sponsorengelder. Die Faszination an dieser Sportart liegt allerdings in den Regelstrukturen verborgen. Die Teams agieren zum Beispiel immer gemischt, mit vier Damen und vier Herren. Korfball ist die einzige Mannschaftssportart, die immer „gemischt-geschlechtlich“ gespielt werden muss.

Und: Wie ist die „Korfball-Lage“ in Deutschland?! Die Korfball-Spielerinnen und -Spieler bilden hingegen in Deutschland nur eine eher „kleine sportliche Gemeinde“. So gibt es in dieser Sportart rund 2500 Vereinsmitglieder hierzulande. Dabei sind fast alle Korfballerinnen und Korfballer aus Nordrhein-Westfalen. Andere Korfball-Zentren gibt es dann in verschiedenen Städten, größtenteils in Universitätsstädten wie München, Dresden, Berlin und einigen anderen mehr.

Mal schauen, wie die Korfball-WM 2015 enden wird?! Nicht schon wieder „Holland“…

Marko Michels