Sportlicher Sommer 2011

Vorolympische Generalproben auch für Athletinnen und Athleten aus M-V

Es ist einmal wieder Zeit, dass sich etwas dreht!, wie es in einem früheren WM-Song von Herbert Grönemeyer aus dem Jahr 2006 so schön heißt. Und lange braucht die Sportwelt nicht mehr darauf zu warten: Am 26. Juni geht es endlich los: Die FIFA-Frauen-Fußball-WM in Deutschland 2011 wird sicherlich ein sportlicher Höhepunkt in der Geschichte des Frauen-Sportes werden.

Lange mußten die kickenden Damen auf ihre erste offizielle WM warten. Erst 1991 in China spielten die Damen ihre erste anerkannte WM aus. Dabei gab es schon 1970 die ersten (inoffiziellen) Titelkämpfe – in Italien, mit den Siegerinnen aus Dänemark. Vor 110.000 Zuschauern wurde dann 1971 das Endspiel des zweiten (inoffiziellen) Welt-Turnieres im Damen-Fußball ausgetragen, das Dänemark gegen Mexiko mit 3:0 gewann.

Erst 1981 folgte die Fortsetzung dieser inoffiziellen Welt-Turniere, genauer gesagt Weltpokal-Turniere, im Damen-Fußball. 1981 und 1984 vertrat ein Team aus der Geburtsstadt von Heidi Klum die deutschen Farben: Die SSG 09 Bergisch Gladbach wurde beide Male sogar Titelträger – ganz inoffiziell. 1987 gewannen die Vereinigten Staaten. Dass sich weltmeisterliche „Frauen-Power“ auch nicht länger vom Fußball-Rasen verbannen ließ, erkannten letztendlich auch die Verantwortlichen bei der FIFA und so gab es dann 1991 die bereits erwähnte erste offizielle WM mit dem Sieger USA. Deutschland konnte den Titel dann 2003 und 2007 erspielen und hofft 2011 auf das Triple.

Auch in M-V ist Frauen-Fußball sehr populär: Im Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern sind  3.832 Mädchen und Frauen organisiert. In der höchsten Frauenspielklasse, der Verbandsliga M-V mit 10 Mannschaften, bestimmen die Vereine SV Hafen Rostock 61 , FSV Schwerin 02 und der 1. FC Neubrandenburg 04 das Niveau. Rostock hat ohnehin eine gute Tradition im Frauen-Fußball. So wurde in der „Bestenermittlung“ im DDR-Frauen-Fußball 1990 die BSG Post Rostock letzter DDR-Meister bzw. auch Pokalsieger und konnte in der Oberliga-Nordost 1990/91 als Post SV Rostock den vierten Rang belegen.

Die gebürtige Rostockerin Jennifer Zietz ist hingegen beim 1. FFC Turbine Potsdam eine hervorragende Leistungsträgerin – neben Erfolgen in der Meisterschaft und im Pokal gewann sie mit ihrem Team auch den UEFA-Cup 2005 sowie die Champions League 2010 im Frauen-Fußball und wurde mit dem DFB-Team 2009 Europameisterin.

Der Frauen-Fußball rollt also … Und das DFB-Team, dessen Vorbereitungsspiele gegen Nordkorea, Italien, die Niederlande und Norwegen so erfolgreich waren, ist als Titelverteidiger mehr als gut gerüstet.

Sportliche Höhepunkte im Wassersport

Und nicht nur im Frauen-Fußball bewegt sich im Sommer 2011 eine Menge. Auch die Kanu-Rennsport-WM vom 18. bis 21. August in Szeged wird die Wassersport-Fans sicher auch hierzulande begeistern, denn mit Olympiasieger Martin Hollstein vom SC Neubrandenburg ist ein Gold-Favorit mit dabei.

Der Kanu-Rennsport in M-V ist dabei besonders seit den letzten 40 Jahren Jahren eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Kanutinnen und Kanuten aus unserem Bundesland konnten bei Olympia zwischen 1972 und 2008 14 Goldmedaillen, 3 Silbermedaillen und 6 Bronzemedaillen gewinnen. Den Anfang machte 1972 die Neubrandenburgerin Ilse Kaschube, den vorläufigen Schlußpunkt setzte 2008 Martin Hollstein. Bei Weltmeisterschaften erkämpften unsere Kanu-Sportler sogar fast 90 WM-Titel. Die erste WM-Goldmedaille errang 1971 Alexander Slatnow. Aber auch Namen wie Anke Nothnagel, Ramona Portwich, Roswitha Eberl, Roswitha Eberl, Rüdiger Helm, Bernd Olbricht, Carola Zirzow, Andreas Dittmer, und viele andere mehr sprechen für sich.

Und Kanutinnen und Kanuten, die in M-V geboren wurden, hier ihre Karrieren begannen und/oder auch für Vereine in Rostock sowie in Neubrandenburg starteten, sorgten bei Welt-Titelkämpfen stets für Furore. So gewannen unter anderem Rüdiger Helm (Neubrandenburg) 10 x WM-Gold, Ramona Portwich (Rostock) sogar 13 x WM-Gold, Katrin Borchert (Neubrandenburg) 9 x WM-Gold, Anke Nothnagel (Rostock) 8 x WM-Gold, Andreas Dittmer (Neubrandenburg) 8 x WM-Gold, Roswitha Eberl (Rostock) 6 x WM-Gold, Anke Ohde (Neubrandenburg) 5 x WM-Gold, Bernd Olbricht (Neubrandenburg) 4 x WM-Gold, Bärbel Köster (Neubrandenburg) 4 x WM-Gold, Carola Zirzow (Neubrandenburg) 3 x WM-Gold, Ilse Kaschube (Neubrandenburg) 2 x WM-Gold, Alexander Slatnow (Neubrandenburg) 2 x WM-Gold, Stefan Holtz (Neubrandenburg) 2 x WM-Gold, Thomas Lück (Neubrandenburg) 2 x WM-Gold und Martin Hollstein (Neubrandenburg) 1 x WM-Gold. Martin Hollstein möchte dabei seine Gold-Sammlung in den nächsten Jahren, möglichst bereits in Szeged, aber noch erweitern. (Vorher, im Juni, findet noch die EM in Belgrad statt.)

Auch die Ruderinnen und Ruderer Haben Ende August/Anfang September ihren weltmeisterlichen Saison-Höhepunkt. Die Weltmeisterschaften in Bled vom 28. August bis 4. September werden eine ganz wichtige Standortbestimmung für die olympische Ruder-Regatta in London. Dabei sorgte insbesondere die Rostocker Ruder-Flotte bei Olympischen Spielen, WM und EM stets für große Erfolge. Höhepunkte für den Rudersport in der Hansestadt waren – z.B. – zweifellos die Olympiasiege von Ulrich Karnatz, Werner Klatt, Hans-Joachim Lück sowie Karl-Heinz Prudöhl im Achter 1976, von Joachim Dreifke und Klaus Kröppelien 1980 im Doppelzweier, von Ulrich Karnatz und Ulrich Kons im Achter 1980 sowie die dreifachen Olympiasiege 1972, 1976 sowie 1980 des gebürtigen Rostockers Siegfried Brietzke.

Zuletzt sorgte Marie-Louise Dräger für goldene Rostocker Ruder-Momente. Bei den WM 2010 auf dem Lake Karapiro in Neuseeland wurde die Hanseatin zweifache Ruder-Weltmeisterin. Und die Olympia-Vierte von 2008 strebt in London 2012 dann auch das ersehnte olympische Edelmetall an.

Vor den Ruder-WM und Kanu-WM gibt es jedoch noch die WM im Schwimmen vom 16. bis 31. Juli in Shanghai – auch dieses Großereignis ist ein wichtiger Gradmesser für London 2012. Und auch im olympischen Schwimmbecken gibt es für Rostock eine gute Erfolgstradition. Caren Metschuck-Mahn, die dreifache Olympiasiegerin 1980 in Moskau, war damals zugleich als Schwimmerin die erfolgreichste Olympionikin ’80. Sarina Hülsenbeck, in Rostock geboren, gewann 1980 auch schwimmsportliches Olympia-Gold, wobei ihre Tochter Fanny Fischer eine äußerst erfolgreiche Kanutin ist.

Weitere hervorragende Rostockerinnen und Rostocker bei olympischen Schwimm-Wettkämpfen waren dann auch Frank Wiegand, Egon Henninger, Lars Hinneburg, Klaus Katzur, Frank Pfütze, Nils Rudolph oder Bärbel Fuhrmann.

Weitere sportive Highlights zwischen Juni und September

Doch es wird in diesem Sommer sportlich nicht nur „alles weltmeisterlich nass“. Die Leichtathletik-WM vom 27.August bis 4.September in Daegu ist ein weiterer Höhepunkt, wobei aus M-V-Sicht Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg) und Siebenkämpferin Julia Mächtig, in Rostock geboren, für Neubrandenburg startend, gute Chancen haben, in Südkorea dabei zu sein. Vielleicht geht dann auch etwas in Richtung vordere Platzierungen …

Weitere internationale Sport-Sommer-Highlights 2011: im Badminton – die WM vom 8. bis 14. August in London, im Basketball – vom 18. Juni bis 3. Juli die Frauen-EM in Polen und vom 3. bis 18. September die Herren-EM in Litauen (ggf. mit NBA-Star Dirk Nowitzki im deutschen Team), im Bogenschießen  – vom 3. bis 10. Juli die WM in Turin, im Boxen – vom 16. September bis 1. Oktober die WM in Baku, im Fechten – vom 17. bis 22. Juli die EM in Sheffield, im Judo – vom 24. bis 28. August die WM in Paris, vom 13. bis 18. September die EM im Springreiten in Madrid, im Wasserball – vom 18. bis 30. Juli die WM in Shanghai oder im Volleyball – die Männer-EM vom 10. bis 18. September in Österreich und Tschechien sowie die Frauen-EM – sicher mit Beteiligung von Spielerinnen des Deutschen Meisters Schweriner SC – vom 22. September bis 2. Oktober in Serbien und in Italien.

Zusätzlich locken natürlich auch die internationalen Meisterschaften im Segeln (Auch hier haben Rostockerinnen und Rostocker Olympia 2012 im Blick!), im Triathlon (mit den Rostocker Raelert-Brüdern), im Turnen, in der Rhythmischen Sportgymnastik (WM in Montpellier), im Modernen Fünfkampf (mit Olympiasiegerin Lena Schöneborn), im Tennis (mit Deutschlands neuem Star Andrea Petkovic), im Ringen oder im Wasserspringen.

Vom 12. bis 23. August finden dann ebenfalls die 26. Weltspiele im Studentensport, die 26. Universiade, in Shenzhen statt.
Der Sport-Sommer 2011 wird also weiterhin heiß …

Marko Michels